Dokumentation von individuellen Meinungen, Grafittis, Notizen, Plakatierungen, etc an Wänden und anderen Flächen in der Öffentlichkeit speziell in Berlin-Kreuzkölln und anderswo für das Brainstorming der Allgemeinheit aufgenommen und festgehalten von ►DIETMAR KIRVES
NACHSICHT MIT DEN AMPELNACHRICHTEN
Gegen "wildes Plakatieren" soll nicht vorgegangen werden.
Friedrichshain-Kreuzberg. Kaufanreize sind dort ebenso zu lesen wie Veranstaltungshinweise. Und manchmal auch private Suchaufrufe ("Katze entlaufen") oder sogar Liebesschwüre. Die Rede ist von den Mitteilungen, mit denen mittlerweile fast jeder Licht- oder Ampelmast im Bezirk versehen ist. Ebenso wie andere Flächen im öffentlichen Raum. Für den SPD-Bezirksverordneten Uwe Hübsch stellte diese wilde Plakatierung einen „stadtbildschädigenden Missbrauch" dar. Er verlangte, dass dagegen vorgegangen werden soll. Inzwischen hat Hübsch seinen Antrag aber selbst zurück gezogen. Denn bei den Ausschussberatungen regte sich Widerstand ob der unklaren Formulierungen. Hübsch verteidigte seinen Vorstoß damit, dass er ein Bewusstsein für die Thematik schaffen wolle. Er werde das Problem sicher nicht völlig aus der Welt schaffen.
Was von einer Mehrheit auch gar nicht gewünscht wird. Vielmehr besteht dort eine gewisse Nachsicht mit dieser Art der Nachrichtenübermittlung.
Bei den Nutzern der Flächen handle es sich meist um kleine Untermehmen und Veranstalter oder sogar nicht kommerzielle Anbieter, die gar nicht das Geld hätten, auf großen Werbetafeln ihre Botschaften zu verbreiten. Gehe man gegen sie rigide vor, helfe das höchstens der größeren und potenteren Konkurrenz. Dass inzwischen auch die eine oder andere bekannte Firma diesen Reklameweg ziemlich cool findet und ebenfalls an Ampeln und Laternen zu finden ist, sei als unliebsame Begleiterscheinung zu verbuchen. Der Raum, um überhaupt noch auf sich aufmerksam zu machen, sei eben enger geworden, fand die Grünen-Bezirksverordnete Gärtner. Schon deshalb werde jede anscheinend noch freie Fläche genutzt. Wobei von freien Flächen an vielen Lichtmasten auch nicht mehr die Rede sein kann. ... Was dazu führt, dass mancher Laternenpfahl fast auf seinen doppelten Umfang angewachsen ist. ---tf'
Quelle: Berliner Woche Nr. 18 vom 29.04.2015